Scott Galloway über die Zukunft von Sprachtechnologie und Smart Home

In der aktuellen Podcast Episode Moral Illusions von The Prof G Show with Scott Galloway beantwortet Scott gewohnt verschiedene Fragen der Zuhörer, diese Mal unter anderem auch eine Frage zur Zukunft von Sprachtechnologie und Smart Home. Die entsprechende Passage (Minute 7:15 bis 11:12) haben wir für euch auf Deutsch transkribiert. Das Wichtigste vorab im O-Ton:

„…if I were coming out of college or an investor, I would be trying to figure out a million different ways to get into the voice ecosystem.“ Scott Galloway

 

Hier die gesamte Passage aus der besagten Podcast Episode…

Deb aus Toronto fragte wie folgt:
„Neue Investitionen in das Heim sind ein großes Thema, viele Menschen arbeiten jetzt vermehrt von zu Hause, verbringen dort mehr Zeit, treiben Sport, die Lebenssituation ändert sich gerade massiv. Manche kaufen einen hochwertigeren Fernseher oder eine hübschere Couch. Aber was passiert in Sachen Smart Home? Vor ein paar Jahren war der Markt sehr vielversprechend, aber in der Realität ist nicht wirklich viel passiert. Einige wenige Tech-Firmen haben sich bereichert, es gibt jetzt smarte Heizungsthermostate und smarte Lautsprecher, aber die große Vision eines smarten Zuhauses, in dem alles verbunden ist und in sich schlüssig, hat sich nie manifestiert. Glauben Sie, dass dieser neue Fokus auf das Heim sich jetzt auch darin niederschlägt, dass Verbraucher in ihre Wohnungen investieren? Oder werden sie sich mit ein paar einfachen Lösungen zufrieden geben? Ich glaube, worauf ich hinauswill, ist: Gibt es wichtige neue Anwendungen im Smart Home, die jetzt eine Rolle spielen, wo wir unseren beruflichen und privaten Radius mehr und mehr in unsere Wohnungen verlagern? Und falls ja: Werden sich die großen Tech-Firmen wieder auf das Smart Home fokussieren?“

Scotts Einschätzung dazu:
„Das ist eine sehr gute Frage. Ich würde einen Schritt zurückgehen und zunächst feststellen, dass die Zukunft des Smart Homes, wie es Firmen wie IBM oder Cisco oder auch eher dubiose kleine Unternehmen konzipiert haben, zum Beispiel Control4, relativ unübersichtlich waren. Man zahlte irgendwem eine sechsstellige Summe, damit er das Haus komplett smart konfiguriert und fand sich dann zwei Wochen später am Telefon wieder, weil nichts so funktionierte, wie es soll. Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Aber ich glaube schon, dass Smart Home im Kommen ist. Aber es wird heute von Amazon in die Haushalte gebracht, ganz besonders von Alexa, und Voice-Technologie ist hier besonders wichtig. Voice ist die smarte Schnittstelle – oder die Schnittstelle liegt in der Cloud, wenn man so will, und Alexa ist nur das Werkzeug, mit dem es zu Hause umgesetzt wird. Und wenn man sich das vor Augen führt, dann hat Amazon einige wenige Fehler gemacht – und der größte in den vergangenen 20 Jahren war, dass Thema Voice alleine Alexa zu überlassen.

Das Heim ist heute für Verbraucher extrem wichtig, aus all den Gründen, die Sie genannt haben: Wir verbringen mehr Zeit dort, wir geben mehr Geld dafür aus, wir arbeiten mehr von zu Hause. Aber was unser Heim wirklich einzigartig macht, ist, dass es der einzige Ort ist, an dem wir nicht an unserem Smartphone kleben. Ein Ort, an dem wir uns nicht über unser Telefon mit der digitalen Welt vernetzen, sondern das mit unseren Stimmen tun werden. Wir laufen nicht mit einem Telefon in der Hosentasche oder in der Hand durch die Wohnung. Das Thema Voice durchdringt alle anderen Anwendungsgebiete, und man kann sich gut vorstellen, dass es zum Beispiel im Gesundheitsbereich an der Speerspitze des Fortschritts ist. Man könnte beispielsweise sagen: „Alexa, vereinbare einen Termin beim Dermatologen für mich.“ Oder Haushaltsführung: „Alexa, pausiere alle Lebensmittellieferungen für zwei Wochen“. „Alexa, ich plane ein Abendessen mit acht Gästen, einer davon ist vegan.“

„Im zweiten Quartal 2019 gab es in allen US-Haushalten 76 Millionen smarte Lautsprecher. Zwei Drittel aller US-Haushalte besitzen einen Smart Speaker oder ein anderes voice-gesteuertes Gerät. Die ersten zahlen schon damit. Der Markt soll ein Potenzial von 620 Milliarden Dollar haben, das ist ungefähr das Volumen des Lebensmittelsektors in den USA. Smart Home boomt. Und ich glaube, Alexa ist der erste Gewinner dieser Entwicklung. Amazon hat derzeit mehr Jobs im Bereich Voice zu vergeben als Google im gesamten Unternehmen zu besetzen hat. Das verschafft Ihnen eine Vorstellung davon, was für ein atemberaubendes Investitionsvolumen Amazon im Voice-Bereich tätigt.“

Amazon ist für mich einfach unglaublich, egal ob in den Cloud-basierten Lösungen, im E-Commerce oder in der Technologie der Zukunft, Voice: Dieses Unternehmen ist überall die Nummer eins. Ich glaube, der Voice-Sektor wird von jetzt an nur noch wachsen und wenn ich gerade einen Abschluss an der Universität gemacht hätte oder Investor wäre, würde ich eine Million unterschiedlicher Wege suchen, um in das Voice-Business vorzudringen.

 

Wer sich jetzt fragt, wie viele Deutsche bereits Zugriff auf einen Smart Speaker haben und wie sie diese nutzen, dem empfehlen wir unseren Smart Speaker Studienreport 2020! Im März 2020 haben wir zusammen mit YouGov Deutschland 2.042 Personen zur Verbreitung und Nutzung von Smart Speakern befragt. Die vorliegenden Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Ebenfalls im März 2020 haben wir zusätzlich detaillierte Smart Speaker-Nutzungsmuster mit einer Online-Umfrage von 1.196 technikaffinen volljährigen Deutschen untersucht.

Die Ergebnisse könnt ihr hier kostenlos herunterladen:
» Beyto Smart Speaker Studienreport 2020